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- Modellierung
BIM-to-Field - Ein gelungener Feldversuch
Während der Entstehung eines BIM-Projekts werden heutzutage Themen zu BIM-to-Field in der Landschaftsarchitektur kaum besprochen. Das hat verschiedene Gründe, welche uns aber nicht abschreckten weitere Abklärungen diesbezüglich zu treffen. Vielerlei Fragen beschäftigten uns dabei wie zum Beispiel:
- «Was sind die Anforderungen zur Anwendung dieser Methode?»
- «Funktioniert der Datentransfer und wie funktioniert dieser?»
- «Was für Vorbereitungen sind notwendig?»
- «Was für Vorwissen braucht wer?»
- «Was sind die heutigen Kommunikationsformen während einer Bauphase?»
Alle diese Fragen lassen sich nicht allgemein beantworten und hängen massgeblich vom Projekt und den jeweiligen Projektbeteiligten ab.
Beim betroffenen Projekt handelt es sich um eine Schul- und Sportanlage im Raum Zürich und umfasst einen grösseren Bestandesbau, einen Neubau, einen öffentlichen Weg und auch eine neu zu erstellende Sportanlage. Während der Projektierung hatten wir lediglich bis Ende Vorprojekt BIM-Anforderungen. Danach sind sämtliche Fachplaner aus dieser Thematik ausgestiegen und wechselten zur herkömmlichen Projektplanung. Intern hatten wir dies ebenfalls diskutiert, sind dann aber schnell zum Schluss gekommen, dass wir unser Knowhow zu keinem besseren Zeitpunkt weiter vertiefen können und Lehren für weitere Projekte ziehen können. Da wir schon ein sehr detailliertes BIM-Modell hatten, mussten wir uns damit auseinandersetzten, wie wir die Geometrien und Informationen auf die Baustelle bringen können.

Ausschreibung / Leistungsverzeichnis
Erste Gedanken bezüglich Funktionstauglichkeit von BIM-to-Field müssen sich im Leistungsverzeichnis der Ausschreibung abbilden. Dort ist namentlich zu erwähnen, was für ein Gesamtsystem verwendet werden muss. Schlussendlich kommt es allen Parteien entgegen, wenn papierlos gearbeitet wird. Zurzeit haben aber noch sehr wenig Gartenbauunternehmer Erfahrungen vorzuweisen mit BIM-to-Field. Darum macht es Sinn, die Aufwände des Unternehmers für die Einführung dieser Methode abzugelten. Ebenfalls dient diese Formulierung im LV auch dazu, die bisherigen Modellierungsaufwände des Planers nicht zu verwerfen und es verhindert ebenfalls den Schritt zurück Richtung Papier.
CDE
Um die Baustelle vollständig vom Papierkrieg (exkl. Bausitzungs-Protokollen) zu befreien, nutzten wir das CDE (Common Data Environment) Revizto 4, welches die Schnittstelle zwischen Büro und Baustelle bildete. Der Unternehmer war bereits mit Tablets ausgestattet und benötigte für den Datentransfer lediglich noch eine Lizenz des CDE-Betreibers. Waren diese Lizenz und die App auf dem Tablet erstmals eingerichtet, stand der Kommunikation nichts mehr im Wege. Lediglich eine kurze Einführung auf der Baustelle und einige Stunden try-and-error seitens Unternehmer mussten folgen und die Informationsschnittstelle funktionierte fortan.

Messgeräte
Wie wählten den Tachymeter aufgrund der Genauigkeitsanforderungen, aber auch um die teilweise sehr komplexe Geometrie auf die Baustelle transferieren zu können. Unterstützt wurde diese Methode durch georeferenzierte Vermesser-Absteckpunkte, welche das georeferenzierte BIM-Modell exakt auf der Baustelle platzieren liessen. Weil die meisten Tachymeter-Systeme über keine IFC oder native Modellierer-Schnittstelle verfügen, wurde die Geometrie über eine DXF-Schnittstelle aufbereitet. Dabei spielte die Informationsreduzierung der Geometrie eine wichtige Rolle. Beispielsweise wurden von den Belägen nur die Fertig- und Rohplaniehöhen transferiert. Das ermöglichte dem Polier draussen ein annehmbares Handling der Daten.

Mit den drei Eckpfeilern Leistungsverzeichnis, CDE und Messgerät sollte einer papierlosen Baustelle nichts mehr im Wege stehen. Beim genannten Projekt hatten wir keinerlei Probleme mit der Kommunikation und allfälligen Wartezeiten. Der Unternehmer war am Ende (nach anfänglicher Skepsis) Feuer und Flamme für diese Arbeitsweise. Dabei war wohl die Tachymeter-Absteckung durch den Unternehmer selbst der grösste Mehrwert. Zusätzlich konnte der Unternehmer jederzeit sämtliche Geometrieinformationen aus dem Modell abgreifen. Weiter hat die Reaktionszeit des Bauleiters massiv abgenommen, da wir innert Stundenfristen einen neuen Planstand auf die Baustelle transferieren konnten. Das Issue-Tracking hat ebenfalls gut funktioniert, obwohl man auch dazu sagen muss, dass das Telefon des Bauleiters hier doch noch eine wichtige und entscheidende Rolle gespielt hat.
Abschliessend kann man sagen, dass BIM-to-Field in der Ausführung eine zeitsparende Arbeitsmethodik ist. Nach einer anfänglichen Evaluierung der oben genannten drei Punkte funktioniert sowohl auf Planer- wie auf Unternehmerseite die Kommunikation und der Datentransfer hervorragend. Verglichen mit der herkömmlichen Methode von Papierplänen erscheint BIM-to-Field doch eher zeitgemäss und ich empfehle deshalb jedem Akteur in der Baubranche dieser Methodik gegenüber offen zu bleiben und bei Gelegenheit aktiv auszutesten. Ein Zurück auf eine herkömmliche Methode wirkt nach BIM-to-Field wie ein Flug durch eine längst vergangene Zeit.
