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- Modellierung
Landschaftsarchitektur und BIM

Landschaftsarchitektur und BIM, dies passt zusammen! Zumindest sagen dies meine Arbeitskollegen. Auf den ersten Blick lässt sich aber Gegenteiliges vermuten. Es kommen Fragen auf wie: Gibt es eine Software, welche für Landschaftsarchitektur zugeschnitten ist? Sind für Landschaftsarchitekten/-innen IFC Kategorien zur Modellierung vorhanden? Wird mir der Einstieg oder Umstieg auf die BIM Methode leicht gemacht? Für alle diese brennenden Fragen gibt es eine kurze Antwort:
Nein.
Diese klare Antwort ist relativ einfach zu begründen. Auf dem Markt sind bislang nur für den Hochbau zugeschnittene Programme verfügbar und wir Landschaftsarchitekten schauen erst einmal in die Röhre. Lässt man sich aber nicht vom ersten Blick entmutigen oder abschrecken, eröffnet sich eine ganz neue landschaftsarchitektonische Welt. Diese neue Welt habe ich durch Autodesk Revit entdeckt.
Revit ist eigentlich ein Hochbauprogramm. Gearbeitet wird in erster Linie mit sogenannten Systemfamilien, welche unter anderem „Wand“, „Tür“, „Fenster“, „Geschossdecke“, „Geländer“ etc. genannt werden. Hört sich für Landschaftsarchitekten unbrauchbar an, aber auch hier lohnt sich ein zweiter Blick. Kann nicht auch eine Wand zweckentfremdet zur Mauer werden? Oder sogar zur Stellplatte? Geschossdecken könnten auch Rasenflächen oder Chaussierungsflächen darstellen. Sobald die landschaftsarchitektonische Brille aufgesetzt ist, sieht der entschlossene Anwender auf einmal überall Möglichkeiten.
Doch was wollen wir eigentlich von Revit? Am Schluss muss das Projekt realisiert werden und dazu müssen Pläne her. Diese können aber, nach einer anfänglichen Umgewöhnungsphase, sehr gut und einfach erstellt werden. Das Wegfallen von den klassischen Layern und das Dazugesellen von Kategorien ermöglicht zudem einen weniger fehleranfälligen Prozess.
Außerdem haben wir in der BIM-Methode den Vorteil eines 3D-Modells. Dieses kann theoretisch 1:1 auf die Baustelle transferiert werden, direkt aus dem Revit. Auch das ist aber erst auf den zweiten Blick erkennbar. Zwar gibt es Lösungen vom Software-Lieferanten, wie die Revit Geometrie auf der Baustelle landen soll, doch sind diese teilweise noch umständlich und mit Zusatzkosten verbunden. Eine Alternative dazu bietet das in Revit integrierte Plug-In Dynamo. Dynamo setzt voraus, dass sich ein Arbeitskollege mit visueller Programmierung auseinandersetzen will und kann. Das Plug-In kann auch in Autocad Civil 3D verwendet werden, wodurch sich ganz neue Kombinationen dieser zwei Programme ergeben, mit welchen sich das Modell ganz leicht auf die Baustelle transportieren lässt.
Ein weiteres Plug-In nennt sich Enscape. Diese Software-Erweiterung erstellt schnell und einfach 3D-Visualisierungen. Womit das Enscape im Vergleich zur Konkurrenz extrem punkten kann, sind die Standalones. Diese sind sowohl online wie auch offline verfügbar. Anhand eines Standalones kann beispielsweise ein Web-Link an den Bauherren versendet werden, mit welchem dieser dann selbstständig an seinem Computer durch das Projekt laufen oder fliegen kann. Mithilfe dieser Methode können Probleme oder Missverständnisse sehr effizient und in einer frühen Phase gelöst oder vermieden werden.

Alles in allem ist unser Büro sehr zufrieden mit Revit, obwohl es kein auf die Landschaftsarchitektur zugeschnittenes Programm ist. Unsere Möglichkeiten werden momentan nur begrenzt durch das Fehlen von landschaftsspezifischen IFC-Kategorien. Diese lassen sich aber mit einigem Aufwand umschiffen, zum Beispiel mit Dynamo oder sonstigen Phantasieeinfällen. Der Umstieg auf Revit ist mit Motivation, Weitsicht und Umdenkwillen gut zu schaffen und, zumindest bei planikum, eröffnen sich täglich neue Blickwinkel, auf den ersten oder zweiten Blick.